Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges begann man neben Energiesparmaßnahmen mit der Suche nach neuen Energiequellen. Dazu zählte natürlich auch die Nutzung von Wasser- und Windenergie. 1941 wurde das ¨Kuratorium für Wind- und Wasserkraft¨ gegründet. Mit deren finanzieller Hilfe bekamen Namhafte Erfinder die Möglichkeit ihre Forschungen zu betreiben. So errichtete Dr. Porsche eine Windkraft-Versuchsanlage auf dem Gelände der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim. Im Sommer 1941 begann Herrmann Honnef mit der Errichtung eines Versuchsfeldes auf dem Mathiasberg. Dieser liegt zwischen Bötzow und Velten und wurde mit seiner Lage, 50m über dem Meeresspiegel als besonders Windgünstig eingeschätzt.
In Windeseile entstanden, auf den ca. 1ha großen Areal Büro, Werkstatt, Lagerschuppen, Schalthaus, Batterie, ein Bunker und eine Wetterstation. Vier große Fundamente für die Stahlgittermasten der Windkraftanlagen wurden aus Beton gegossen. Zur Nutzung der erzeugten Elektroenergie sowie zur Leistungsmessung wurden, so heist es, beheizbare Blumenbeete und eine Baracke mit tausenden Glühlampen angelegt bzw. gebaut. Im laufe der letzten Kriegsjahre (1941-1945) wurden auf dem Mathiasberg fünf verschiedene Anlagen mit sieben verschiedenen Turbinen und Leistungen zwischen 2x500W und 17kW aufgebaut und betrieben.
Die Anlage mit dem höchsten Turm (36m) war die Anlage I. Sie hatte einen Flügeldurchmesser von 9m und erzeugte damit 15kW Gleichstrom. Die Anlage ging bereits im Dezember 1941 in Betrieb und lief zu mindest 1 Jahr und soll sich auch unter schwierigen Bedingungen vollauf bewährt haben. Anlage Nr.V war die Anlage mit der größten Leistung von 17kW. Ihr Drehstromgenerator war auf einem 20m hohen Turm montiert und wurde von zwei sechs- und fünfflügligen gegenläufigen Windrädern angetrieben. Der Durchmesser dieser Windräder betrug etwa 8m.
Leider ist über die Zuverlässigkeit und die Probleme, sowie die Messreihen der Versuchsanlage auf dem Mathiasberg sehr wenig bekannt, da die Unterlagen fast vollständig verbrannt sind. Unter den getesteten Anlagen waren auch einige mit mehreren Generatoren auf einem Mast, diese sollen die meisten Probleme bereitet haben. Die Anderen waren, nach Aussagen von Zeitzeugen, sehr oft in Betrieb.
1943 sollte Hermann Honnef in der Nähe von Köln eine 500kW Anlage bauen, deren Strom in das Netz der RWE einspeisen sollte. Der Turm sollte eine Höhe von 50m haben und die Flügel einen Durchmesser von 50m. Der Generator wurde zwar von AEG noch geliefert, aber die gesamte Anlage ist nicht mehr in Betrieb gegangen.
Mit dem Zusammenbruch des 3.Reiches mußte Hermann Honnef im März 1945 seine Arbeiten aufgeben. Nach dem Krieg wurden die Windkraftwerke auf dem Mathiasberg demontiert und im Stahlwerk von Hennigsdorf eingeschmolzen. Nur eine Nabe aus einem der Propeller konnte vor dem Hochofen verschont werden und kam als Dauerleihgabe ins Deutsche Technikmuseum in Berlin. Auf dem Mathiasberg sind heute nur noch die Fundamente der Windkraftanlagen zu finden.